Wie ich mit Yoga meine Geduld kultiviere….
Es ist eine alltägliche Situation für jeden von uns. Wir wünschen uns, dass etwas rascher geschieht, das es endlich passiert; die Warterei ein Ende hat! Der Arbeitstag soll enden, das Wochenende kommen, der lang ersehnte Urlaub!
Und wir wünschen uns einen Zauber herbei, eine magische Formel, die uns dabei hilft, schnell aus dem Jetzt in die Zukunft zu schlüpfen. Die Gegenwart, das Jetzt, erscheint uns häufig als schmerzhaft und langweilig!
Ich kenne diese Erfahrung selber sehr gut. Interessanterweise empfinde ich diese Ungeduld, dieses Warten, dass endlich etwas passiert soll nicht, während ich Yoga praktiziere. Ich empfinde in dieser Zeit keine Ungeduld, keinen zeitlichen Druck. Yoga lehrt mich im Augenblick, im Jetzt, zu sein.
Während meiner Yoga Übungen habe ich nur ein Interesse, nämlich ehrlich und offen mit mir umzugehen, verbunden zu sein mit dem Göttlichen, das in uns allen steckt, und nur auf die Empfindungen meines Körpers, wie auch auf meinen Atem, zu hören.
Ich bin davon überzeugt, dass es sehr wichtig ist, dass wir uns im Yoga von jeglichem Erfolgsdruck, aber auch von dem Wunsch, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, lösen müssen. Nur so können wir Geduld im Yoga üben & erfahren. Das ist dann diese Art von Hingabe im Yoga, die nichts erwartet, außer einfache und ganz natürliche Geduld.
Wie können wir nun diese Yoga Weisheit im täglichen Leben umsetzen, wo uns eine oft zu komplexe Welt immer wieder aus der Bahn wirft? Wie lerne ich Geduld, wie kultiviere ich sie?
Hier weist mir Mutter Erde den Weg! Frage ich nach einem langen, kalten Winter den Baum in meinem Garten, dass er schneller grün werden soll, dass seine Blätter schneller wachsen, und dass die Knospen schneller sprießen sollten, damit ich bald in einen süßen Apfel beißen darf?
Ganz im Gegenteil! Ich erfreue mich nach jedem Winter an dem zarten, sprießenden Grün der langsam heranwachsenden Blätter, den zauberhaften Blüten des Baumes. Wenn sich langsam aus den Blüten die Früchte bilden und nach Monaten des Wachsens, ein herrlicher Apfel vom Ast hängt, der mich mit seinem süßen, feinen Geschmack erfreut.
Mit solchen, ganz einfachen Gedanken, heile ich meinen Geist von seiner brennenden Ungeduld, ich behandle meinen Körper so, wie ich meine Welt behandle, nämlich mit Liebenswürdigkeit und Güte.
„Ich will alles, und das sofort“ – ein Spruch, den jeder kennt. Diese Einstellung ist generell gesehen nicht abzulehnen, weil dadurch viele Projekte schneller verwirklicht und die Produktivität erhöht wird!
Von unserem Baum, von unserem Garten, wollen wir jedoch nicht erwarten, dass er schneller wächst, wie es ihm seine Natur vorgibt. Wenn wir das tun, dann werden wir den Baum, den Garten, mit Chemikalien krank machen. Genauso machen wir uns krank, wenn wir ständig in Erwartung von Dingen sind, die nicht passieren, oder nicht so schnell wie möglich passieren!
Unser Körper ist ein Abbild unserer Erde und bedarf, gerade deshalb, derselben Geduld und Aufmerksamkeit. Wenn wir erwarten, dass er schneller wächst, sich ändert oder gar heilt, dann werden entweder wir oder unser Körper darunter leiden!
Wie können wir uns in Geduld üben – wie kultiviere ich sie?
Ein gute Platz dafür ist die Yoga Matte. Während wir von einer Yoga Stellung in die nächste übergehen, dann sollten wir nicht vergessen, dass dieser Wechsel genauso wichtig ist, wie die Yoga Stellung selbst. Bleib dabei mit deinem Körper verbunden, lass deine Gedanken nicht abschweifen, vergiss nicht deine gezielte Atemtechnik während dem Wechsel von einer Stellung in die nächste.
Wenn du in deiner Yoga Stellung verharrst, dann zapple nicht herum, wenn das nicht geht, dann konzentriere dich voll auf dieses Zappeln, es wird sich dann von selber legen.
Kontrolliere ganz bewusst, wohin du deinen Blick wirfst. Beobachte, wohin du schaust, fixiere den Blick, er soll nicht herumirren und so deine Konzentration während dem Yoga stören.
Übe mit deinem Atem, er soll dem Verstand folgen. Je fester dein Atem ist, desto standhafter ist dein Bewusstsein!
All diese Übungen stärken deine Fokussierung auf das Hier & Jetzt und liften somit den Schleier der Ungeduld, der sich über dein Leben gelegt hat.
Du wirst mit Geduld beschenkt!
Shivani K. Kapuria im Mai 2016